Kultur und die Folgen von Corona

11.10.2020

MÜHLHEIM AM MAIN – „Die machen sich keine Gedanken, wie es uns geht.“ Michael Bill, Vorsitzender des Kulturvereins „kulturfabrik eigenArt e.V. und Yannic Bill, Geschäftsführer der Kleinkunstbühne mit Restaurant, dem Sch

anz, in Mühlheim am Main, sprechen stellvertretend für unzählige Künstler, Bühnen und Veranstaltungsagenturen in Hessen. Während eines Besuchs der Kulturhalle Schanz diskutierten der Vorsitzende der Fraktion der Freien Demokraten im Hessischen Landtag, René ROCK und Dr. Matthias BÜGER, Vertreter der Fraktion im Ausschuss für Wissenschaft und Kunst, die Auswirkungen der Corona-Maßnahmen auf Kultur, Kleinkunst und die Chancen von jungen Künstlern und Live-Bühnenkunst.

„Es ist für mich keine Überraschung, dass ein so beliebter kultureller Ankerpunkt wie das Schanz trotz Gastronomie, Spenden, einem engagierten Kulturverein und Zuschüssen von Stadt und Land langfristig unter den gegenwärtigen Einschränkungen nicht überleben kann,“ stellte Rock fest. „Es ist höchste Zeit, dass die schwarz-grüne Landesregierung ihre Maßnahmen auf den Prüfstand stellt und einmal konkret hinsieht, wie es den Leuten tatsächlich mit den Regelungen geht. Allein schon die Tatsache, dass die aufgrund der Drei-Quadratmeter-Regel ohnehin ausgedünnte Gästezahl nochmals reduzieren werden muss, wenn auch nur eine Person auf der Bühne mit Gitarre spielt, macht ein Wiederauferstehen unseres kulturellen Lebens extrem schwer. Die Freien Demokraten haben deshalb im Landtag die Einführung einer Corona-Ampel für Hessen gefordert. Die Veranstaltungsbranche wurde bis heute nicht aus dem ersten Lockdown geholt, obwohl Konzepte vorgelegt wurden, mit denen auch unter Gesichtspunkten des Infektionsschutzes der Betrieb wiederaufgenommen werden könnte. Eine solche Ampel veranschaulicht die aktuelle Lage in der Corona-Pandemie und macht deutlich, in welchem Maße Einschränkungen des gesellschaftlichen und ökonomischen Lebens überhaupt notwendig sind. Kultur ist gesellschaftlicher Reichtum, wir dürfen sie nicht auf die Frage von Systemrelevanz reduzieren.“

„Für Kunst und Kultur bedeuten manche Einschränkungen, dass Existenzen vor dem Aus stehen und wir gesellschaftlich ärmer werden“, so Dr. Büger. „Konkret ist schwer nachvollziehbar, warum in einem Saal, an dem die Gäste an Tischen sitzen, die Abstandsregeln deutlich verschärft werden, sobald ein Musiker auftritt.“ Mit Blick auf den 12 Milliarden Schuldentopf ergänzte Büger: „Es ist bedauerlich, wie die Landesregierung mit der Corona-Krise politisch umgeht. Die Gelder aus dem Schuldentopf fließen keineswegs nur in die Gestaltung eines Wiederaufschwungs nach Corona, sondern auch in schwarz-grüne Lieblingsprojekte. Dafür wird wurde die Schuldenbremse faktisch abgeschafft. Das halte ich für falsch.“