Hessisches Handwerk will Nachwuchsmangel mit Abitur+ begegnen

Handwerkskammer Wiesbaden und FDP Landesfachausschuss Wirtschaft diskutieren Abitur+

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In seiner letzten Sitzung beriet der Landesfachausschuss Wirtschafts-, Steuer- und Finanzpolitik der hessischen FDP gemeinsam mit Andreas Haberl, Hauptabteilungsleiter berufliche Bildung der Handwerkskammer Wiesbaden, Lösungsansätze zur Verbesserung des Nachwuchsmangels im hessischen Handwerk.

Etwa die Hälfte aller Schulabgänger eines Jahrgangs verlässt gegenwärtig die Schule mit einem Abiturzeugnis; nur etwa 10% davon entscheiden sich für eine handwerkliche Ausbildung. Dazu addieren sich demographische Veränderungen. Diesen Mangel an Auszubildenden bekommt das hessische Handwerk bereits jetzt deutlich zu spüren.

Andreas Haberl stellte den Mitgliedern des FDP Fachausschusses die Überlegungen der Handwerkskammern zu einem Abitur+ vor, die bereits in der gymnasialen Mittelstufe junge Leute mit einem Ausbildungsvertrag in einem Unternehmen des Handwerks ausstatten will. Anstatt Berufsschulbesuch soll gymnasialer Blockunterricht die Auszubildenden bis zu parallelem Abitur und Berufsabschluss begleiten. Größere Unternehmen des Handwerks fragten zunehmend Hochschulabsolventen als Ingenieure und Betriebswirte nach. Ausdrücklich ermunterte der Vertreter der Handwerkskammer auch junge Frauen, eine technische Ausbildung zu absolvieren.

Wolfgang Berns, Vorsitzender des FDP Landesfachausschuss Wirtschafts-, Steuer- und Finanzpolitik der FDP Hessen (Bildquelle: berns2013.de)
Wolfgang Berns, Vorsitzender des FDP Landesfachausschuss Wirtschafts-, Steuer- und Finanzpolitik der FDP Hessen (Bildquelle: berns2013.de)

Haberl machte deutlich, dass für das Handwerk weniger die Schulform, als vielmehr die in guten Haupt- und Realschulen vermittelten Inhalte wichtig seien. Dies sei nach wie vor eine grundsolide Basis für einen weiteren beruflichen Erfolg.

Die FDP-Wirtschaftsexperten brachten den Überlegungen des Handwerks große Sympathie entgegen. Fachausschussvorsitzender Wolfgang Berns erinnerte daran, dass gerade die beiden Kultusministerinnen der FDP, Dorothea Henzler und Nicola Beer, mit der Einführung von Schule und Beruf (SchuB-Klassen) in Hauptschulen sowie der Mittelstufenschulen mit besonderer Berufsorientierung wichtige Impulse für eine bereits früh einsetzende Dualität in der beruflichen Ausbildung gesetzt hätten.

Die Meisterzulassung für Studiengänge an Hochschulen und das überaus erfolgreiche, von der Wirtschaft mitgetragene duale Studium plus der TH Mittelhessen, setzten dies bis in erreichbare akademische Abschlüsse fort. Das Abitur+ könne hier eine Lücke schließen und die Durchlässigkeit unserer bestehenden Bildungs- und Ausbildungssysteme weiter verbessern.
Der FDP-Landesfachausschuss sagte Andreas Haberl die Unterstützung der FDP für die Überlegungen der Handwerkskammer zu.